Herrenhäuser Gärten Großer Garten Pano

Herrenhäuser Gärten

Jahresprojekt Herrenhäuser Gärten

Letztes Jahr hatte ich Gelegenheit, Fotos von den Herrenhäuser Gärten Hannover anzufertigen. Es war eines meiner bis dato größten und aufwendigsten Jahresprojekte. Fünfzehn mal war ich in Hannover, um die Gartenanlagen zu interessanten Lichtstimmungen (Sonnenuntergänge / Blaue Stunde) und anlässlich der mehrmals im Jahr stattfindenden Illumination zu fotografieren. Ebenso konnte ich dreimal bei dem 25. Internationalen Feuerwerkswettbewerb der Herrenhäuser Gärten anwesend sein und die fantastischen Feuerwerke auf den Chip bannen!

Wie es der Zufall will, wurden die Herrenhäuser Gärten genau in diesem Jahr mit dem Europäischen Gartenpreis 2015 ausgezeichnet! Der Preis wird seit 2010 vom größten Gartennetzwerk Europas, dem Europäischen Gartennetzwerk EGHN (European Garden Heritage Network) und der Stiftung Schloss Dyck vergeben. Dieses vertritt 170 Mitglieder in zwölf Ländern. 2015 wurde erstmals ein deutscher Park in der Kategorie „Historische Gärten“(„Beste Weiterentwicklung eines historischen Parks oder Gartens“) ausgezeichnet und konnte sich damit gegen andere Finalisten (Parks in England und Italien) durchsetzen und die international besetzte Jury aus Gartenexperten überzeugen.

Der Pressemitteilung vom 4. September 2015 der Stiftung Schloss Dyck (Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur) ist zu entnehmen: „Die barocken HERRENHÄUSER GÄRTEN in Hannover verbinden in idealer Form gepflegte Gartenkunst mit zahlreichen Veranstaltungen, konsequentem Marketing und dem wiederhergestellten Schloss als zusätzliche Attraktion.“

 

Historischer Abriss

Als kurzer historischer Abriss sei erwähnt, dass 1638 ein Herzog Georg von Calenberg in der Nähe des Dorfes Haringehusen ein herzogliches Vorwerk (vom Haupthof getrennter landwirtschaftlicher Betrieb mit eigenen Wirtschaftsgebäuden) zur Versorgung des hannoverschen Hofes anlegen ließ. Eine erste Erwähnung des Dorfes Haringehusen / Hargeringehusen geht auf das Jahr 1022 zurück. Der Sohn des Herzogs, Johann Friedrich, kam 1665 an die Macht und benannte den Ort in Herrenhausen um. Er ließ ein (Lusthaus / Sommer-) Schloss errichten und beauftragte seinen Gärtner Michael Grosse mit der Anlage eines ersten Lustgartens.

Unter Kurfürst Ernst August (1679-1698), dem Bruder des Herzogs Johann Friedrich, entwickelte sich nach dessen Tod der hannoversche Hof zu einem der prunkvollsten in Deutschland. Im Hinblick auf die Entwicklung der Herrenhäuser Gärten (des großen Gartens) stellte seine Regierungszeit eine der entscheidendsten Phasen dar. Denn die Frau Ernst Augusts (durch ihn wird das bisherige Herzogtum 1692 ein Kurfürstentum), Kurfürstin Sophie (1630-1714), soll die Gestaltung und den Ausbau des Gartens entscheidend beeinflusst haben, bzw. die Gartenanlage als ihr Lebenswerk angesehen haben. Herrenhausen wurde sozusagen von einer kleinen Ortschaft zur großen barocken Gartenanlage, zu einer international renommierten Sehenswürdigkeit.

Die 150ha große Anlage der Herrenhäuser Gärten besteht aus mehreren Gärten – dem Berggarten, Georgengarten und dem Großen Garten. Das historische Kernstück, der Große Garten (dort habe ich alle meine Bilder angefertigt) wurde von 1666 bis 1714 gebaut, umfasst eine Größe von 50,2 ha (Länge 905 Meter, Breite 555 Meter) und wird von einer rechteckigen Graft eingegrenzt. Diese Zahlen verdeutlichen bereits, dass ein einziger Besuch nicht ausreicht, um erschöpfend und in Ruhe sich alles (32 Skulpturen, Wasserspiele, Beete, Pavillons, Gartentheater & Sondergärten) anzuschauen, zumal es im Garten fast schon versteckt liegende Bereiche gibt. Und auch wenn die große Fontäne mit ihren 72 Metern Höhe beeindruckt (seinerzeit die höchste Europas), so war von Beginn an der Neptunbrunnen im Orangenparterre mein Lieblingsmotiv.

Der Große Garten gehört zu den umfangreichsten und schönsten, noch fast komplett im originalen Zustand erhalten gebliebenen Barockgärten Europas – mit Ausnahme des Schlosses. Denn das ursprünglich im barocken Stil errichtete und später im klassizistischen Stil umgebaute Schloss wurde im Oktober 1943 durch einen britischen Bombenangriff zerstört und erst im Jahre 2013 wieder aufgebaut. Heute wird es vor allem als Kongress-/Tagungszentrum genutzt und wurde im vergangenen Jahr ebenfalls ausgezeichnet – als beste „Tagungslocation“ in Deutschland.

Natürlich ist die komplette Gartenanlage historisch gewachsen und war dementsprechend Veränderung unterworfen, aber wenn man sich vor Augen hält, dass während des 2. Weltkrieges die Stadt den Großen Garten verwildern ließ, um den alliierten Bomberstaffeln die Orientierung zu erschweren, Teile des Gartens sogar als Gemüseanbaufläche genutzt wurden und während eines Angriffs innerhalb kurzer Zeit hunderte Bomben auch die gesamte Anlage zerstörten, dann ist es umso erstaunlicher, wie perfekt die blühenden Grünareale jetzt erscheinen – als ob nichts passiert wäre.

 

Auf mein Jahresprojekt zurückblickend, ist doch immer wieder schön festzustellen, dass jeder (Aufnahme-) Tag anders ist. Das ist jetzt für einen sehr aktiven Fotografen kein neue Erkenntnis, dennoch ist es jedes mal spannend, diese Erfahrung erneut zu machen, immer wieder eine andere Atmosphäre, eine andere Wettersituation, andere Lichtstimmungen zu erleben. An einem Abend ist das Licht milchig, an einem anderen sehr klar und im Herbst beispielsweise neblig-feucht und das erzeugt dann eine ganz eigene, ungewöhnliche Stimmung. Sofern die Bewölkung nicht allzu stark ist, hat jede Wettersituation ihren eigenen Charme und lässt die ganze Pracht der Gartenanlagen sprichwörtlich in einem anderen Licht erstrahlen. Auch die Musik, welche allabendlich erklingt (Händels Wassermusik), trägt zur besonderen Stimmung vor Ort bei und ist für mich als Fotograf, welcher sich auf historische Baudenkmäler (Schlösser, Burgen, Kirchen, Dome, Rathäuser, Gartenanlagen), Stadtpanoramen und Landschaften spezialisiert hat, etwas nicht Alltägliches. Wenn dann zeitgleich zur Musik die Hecken, Skulpturen und Wasserspiele illuminiert werden, erstrahlt auch nach Sonnuntergang der Garten in einem ganz anderen Licht (jeweils an bestimmten Illuminationsabenden im Laufe eines Jahres).

Die Feuerwerksabende des Internationalen Feuerwerkswettbewerbs sind natürlich dort das Highlight und immer ein unglaubliches und unbeschreibliches Erlebnis. Wie es die Pyrokünstler immer wieder schaffen, synchron zur Musik mit ausgeklügelten Effekten die Menschen zu verzaubern, ist wirklich eine hohe, aber leider auch vergängliche Kunst! Wer diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, dem empfehle ich, mindestens einmal sich ein solches Feuerwerk anzuschauen. Solch ein großes Pyro-Event ist nun einmal nicht alltäglich und gerade in einer solchen Umgebung faszinierend.

 

Interessante und empfehlenswerte Internetseiten zum Thema Herrenhäuser Gärten/historische Gartenanlagen bzw. Informationsmaterial zur Planung eines Besuchs:

Freunde der Herrenhäuser Gärten

Offizieller Online Auftritt der Herrenhäuser Gärten Hannover

Offizielle Facebook Seite der Herrenhäuser Gärten Hannover

Übersichtskarte Herrenhäuser Gärten

Sehenswürdigkeiten in Hannover: Moderner Messeplatz mit Geschichte

Herrenhäuser Gärten – Wo Hannover prächtig ist

Top 7 der schönsten, barocken Gärten Europas

Herrenhausen. Die Königlichen Gärten in Hannover – Das Standardwerk über Herrenhausen (ca. 292 Seiten), von Bauforschern, Garten-, Literatur- und Kunsthistorikern geschrieben, bebildert mit Fotos vom deutschen Fotografen Wolfgang Volz. Wallstein Verlag (1. Dezember 2006) / ISBN-10: 3835300539 / ISBN-13: 978-383530053

 

Meleager & Glockenfontäne Herrenhäuser Gärten

Meleager & Glockenfontäne der illuminierten Herrenhäuser Gärten zur Blauen Stunde

Feuerwerk in den Herrenhäuser Gärten

Feuerwerk in den Herrenhäuser Gärten